Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Datenschutzbeauftragten zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von datenschutzrelevanten Berichten der (von uns) ausgewählten Berliner und überregionalen (deutschen) Presse.

Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen

Ausgabe vom 16. September 1998

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"Regelungswut bedroht die Info-Gesellschaft
... Neben der Anerkennung für die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen muß sich die Politik jedoch auch kritische Fragen nach der Nützlichkeit einiger gerade erst eingeführter Datenschutzregelungen gefallen lassen. Zum Schutz personenbezogener Daten vor privaten Dritten im Umfeld der Informationsgesellschaft haben Bund und Länder einen barocken Regelungsmechanismus entwickelt, dessen wesentliche Antriebselemente im Telekommunikationsgesetz, im Teledienste-Datenschutzgesetz, im Mediendienste-Staatsvertrag und selbstverständlich im Bundesdatenschutzgesetz verankert werden. Die Unterhaltung einer Kundendatei mit Wünschen der Nutzer, mit denen individuelle Angebote gestaltet werden sollen, kann höchst problematisch werden. Im günstigen Fall kann es passieren, daß besorgte Behördenbeauftragte diese Karteien kontrollieren, im ungünstigsten Fall droht dem Betreiber einer solchen Kartei eine strafrechtliche Verfolgung. Dabei hat zum Beispiel die überwältigende Mehrheit der deutschen Internet-Benutzer kein überzogenes Datenschutzbedürfnis: Wie anders wäre das täglich millionenfache Aufsuchen ausländischer Web-Seiten, die vom perfektionierten deutschen Datenschutz völlig unberührt sind, zu beurteilen? Zwar beäugt der Staat die Informationsinteressen der Privatwirtschaft mit Argusaugen - wenn es aber um eigene Recherchen geht, erlaubt er sich umfassende Eingriffe in den personenbezogenen Datenschutz. Teil 11 des Telekommunikationsgesetzes verpflichtet zum Beispiel Hunderttausende - überwiegend mittelständische - Unternehmen, auf eigene Kosten umfassende technische Einrichtungen zum 'Abruf' personenbezogener Daten zu unterhalten. Erfaßt werden Unternehmen, die 'geschäftsmäßig' Telekommunikation anbieten. Einbezogen sind auch Altersheime, Banken, Zeitungen, Krankenhäuser - eigentlich jedes Unternehmen, das über ein leidlich ausgebautes Telefonsystem verfügt. Ein Hotel, das für seine Gäste eine Telefonanlage betreibt, muß demnach den Einbau geeigneter Abhöreinrichtungen aus eigenen Mitteln finanzieren. ... Anders, als es linke Gesellschaftskritiker tun, muß man dem Staat kein böswilliges Interesse am Aufbau eines umfassenden Systems zur Ausforschung der eigenen Bürger unterstellen. Auslöser für die überbordende Regelungs- und Kontrolldichte scheinen Angst und Unsicherheit angesichts der neuen Kommunikationsformen der Informationsgesellschaft zu sein. Historisch entwickelte sich der Datenschutz als Abwehrrecht des Bürgers vor einem allmächtigen Staatswesen. Die aktuelle Entwicklung in Deutschland stellt die Dinge auf den Kopf: Perfektioniert wird der Datenschutz gegenüber privaten Anbietern, gelockert wird der Datenschutz vor dem Staat - stets auf Kosten der Wirtschaft, besonders des Mittelstandes. Der globale Wettbewerb wird das kostenträchtige Festhalten am Leitbild des Bevormundungsstaates gnadenlos bestrafen. In welcher Konstellation sich die Parteien nach der Bundestagswahl auch zu einer Regierung zusammenfinden: Auf eine Umsteuerung beim Datenschutz wird man nicht verzichten können." Gastkommentar von Jürgen Doeblin Welt 16.9.98 S. 4

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"SPD will mehr Kontrolle für Verfassungsschutz
Ex-Innensenator für Reform ... Nach einem Leitlinien-Papier, das die SPD-Fraktion am Dienstag zur Kenntnis nahm, soll das geheime Berichtswesen auf das Notwendigste beschränkt werden. Der Einsatz nachrichtendienstlicher Mittel sei 'nur in Ausnahmefällen' notwendig, heißt es in dem Papier." Berl Ztg 16.9.98 S. 26

"Mißtrauensantrag bleibt
Grüne für V-Schutz ohne Stasi-Quellen" taz 16.9.98 S. 21

"Mißtrauensantrag gegen Schönbohm
SPD-Leitlinien zum Verfassungsschutz" Tsp 16.9.98 S. 11

"Stasi-Affäre beschäftigt Parlament
SPD: Unabhängige Experten sollen Verfassungsschutzreform überwachen" Welt 16.9.98 S. 32

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"Stiftung Warentest warnt vor Sicherheitsrisiken im Internet-Banking
Verbraucherschützer sehen Mängel bei vielen Geldinstituten/Erst ab Oktober wird ein Sicherheitsstandard Pflicht ... Bei mehr als einem Drittel der untersuchten deutschen Geldinstitute seien Internet-Kontenzugänge nicht ausreichend gesichert, heißt es in der Oktober-Ausgabe der Zeitschrift 'Finanztest'. Demnach liegt bei 62 von rund 150 Banken und Sparkassen der 'elektronische Schlüssel' für den Kontozugang unter den Empfehlungen des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik. Laut Stiftung Warentest können Hacker die unzureichend verschlüsselten Nachrichten entschlüsseln und manipulieren. 'Finanztest' mahnt zu Vorsicht beim Internet-Banking, bis sich hier der Sicherheitsstandard HBCI (Homebanking Computer Interface) durchgesetzt hat. ... Die 62 von 'Finanztest' bemängelten Geldinstitute wählten den niedrigsten Grad der Verschlüsselung. ... Bankkunden können die Sicherheit der Internet-Zugänge im Netz prüfen. (Adresse: www.stiftung-warentest.de)." BerlZtg 16.9.98 S. 36

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"Polizisten wählen neue Spitze
Norbert Spinrath fordert verdeckte Ermittler in Vorstandsetagen ... Der GdP-Bundeskongreß wählte am Dienstag in Bremen den 40 Jahre alten Hauptkommissar Norbert Spinrath zum neuen GdP-Vorsitzenden. ... Auch plädierte er dafür, im Kampf gegen Wirtschaftskriminalität in den Vorstandsetagen der Konzerne verdeckte Ermittler einzusetzen. ... Mit Blick auf den Großen Lauschangriff verlangte er, Ausnahmen für bestimmte Berufgruppen zu streichen. Begleitend müsse auch Videoüberwachung möglich sein." SZ 16.9.98 S. 6

"Neuer GdP-Vorstand: Spione gegen die Chefs" taz 16.9.98 S. 4

"Wechsel an der Spitze der Polizeigewerkschaft
SPD-Mann löst CDU-Chef Lutz ab ... Spinrath ... wolle versuchen, die Debatte über innere Sicherheit 'am Kochen zu halten', aber auch zu versachlichen. Der Bonner Lauschangriff-Kompromiß habe zu viele Ausnahmen vorgesehen. Nötig seien auch Videoüberwachungen. Wenn die Polizei alle Aufgaben erfüllen wolle, brauche sie eigentlich 20 000 bis 30 000 neue Beamte," Tsp 16.9.98 S.4

"Polizeigewerkschaft für verdeckte Ermittler in Vorstandsetagen" HB 16.9.98 S. 1

"Gewerkschaft der Polizei hat neuen Chef
Norbert Spinrath zum Nachfolger von Lutz gewählt" BerlZtg 16.9.98 S. 5

"Der Kommissar ist gegen Schnellverfahren
... hat es Lutz in den letzten Jahren verstanden, der GdP in gesellschaftlichen Debatten über Aufgaben und Grenzen polizeilichen Handelns Gehör zu verschaffen. Das war so beim Lauschangriff, den die Gewerkschaft um den Videoangriff ergänzt sehen will," Kommentar BerlZtg 16.9.98 S. 1 + 2

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"Lügendetektor im Strafprozeß?
BGH verhandelt über polygraphische Gutachten ... In den Ausgangsprozessen hatten die Landgerichte Kempten und Mannheim Anträge der Verteidigung abgelehnt, polygraphische Gutachten zu berücksichtigen, die mit Einwilligung des Angeklagten angefertigt worden waren. ... Der Bundesgerichtshof hatte 1954 in der Verwertung eines Lügendetektortests einen Verstoß gegen die Strafprozeßordnung gesehen, wonach die Freiheit der Willensentschließung des Beschuldigten nicht beeinträchtigt werden darf. Das Bundesverfassungsgericht wertete den Einsatz von Lügendetektoren 1981 als verfassungswidrigen Eingriff in das Persönlichkeitsrecht des Betroffenen-auch dann, wenn der Betroffene einwilligt. In einem Beschluß vom 15. Oktober 1997 hat das Bundesverfassungsgericht allerdings die Möglichkeit offengelassen, polygraphische Gutachten im Strafverfahren zu verwerten. Es könne dahingestellt bleiben, ob die bisherige Rechtsprechung 'insbesondere unter Berücksichtigung der Fortentwicklung der Untersuchungstechnik', der in der Literatur vorgetragenen Einwände und der neuen Rechtsprechung auf anderen Rechtsgebieten weiter Bestand haben könne. Das ist ein Hinweis auf Sorgerechtsprozesse, in denen polygraphische Gutachten bereits verwertet werden. ... Am 7. September dieses Jahres hat erstmals ein Strafgericht, das Amtsgericht Malchin in Mecklenburg-Vorpommern, einen Freispruch unter anderem aufgrund eines Lügendetektortests verkündet, dem sich der Angeklagte unterzogen hatte. ... Bei der Beurteilung der wissenschaftlichen Zuverlässigkeit der Tests gingen allerdings die Meinungen auseinander. Die Bundesanwaltschaft berief sich auf amerikanische Studien, denen zufolge die Erfolgsquote bei 50 Prozent liege. Auch die Verteidigung räumte auf Nachfrage des Gerichts ein, daß man sich unter Umständen durch Schulungen auf diese Verfahren vorbereiten könne." FAZ 16.9.98 S. 12

"BGH vertagt Beschluß über Lügendetektor
Entscheidung frühestens nächste Woche/Psychologe: Kinder können von der Methode profitieren" Tsp 16.9.98 S.2

"Mit einer Täuschung zur Wahrheit?
BGH will noch Experten zum Lügendetektor hören" FR 16.9.98 S. 34

"Lügen haben manchmal Zickzack-Kurven
Eine Maschine steht vor Gericht: Der Bundesgerichtshof (BGH) hat sich gestern mit der Frage beschäftigt, ob ein Lügendetektor im deutschen Strafprozeß eingesetzt werden darf. Familienrichter verwenden das Gerät bereits - in den USA ist es dagegen auf dem Rückzug." HB 16.9.98 S. 4

" 'Rückkehr der Inquisition droht'
Bundesanwaltschaft will Lügendetektoren im Strafprozeß verhindern. Nachdem mehrere Gerichte die Geräte bereits zuließen, entscheidet jetzt das BGH" taz 16.9.98 S. 2

" 'Lügendetektor' auf Prüfstand des BGH
Zuverlässigkeit der Tests bleibt umstritten" ND 16.9.98 S. 5

"Bundesrichter prüfen den Lügendetektor
Einsatz bisher in Strafverfahren nicht erlaubt-Zuverlässigkeit umstritten-Grundsatzentscheidung vertagt" Welt 16.9.98 S. 2

"Richter sehen Lügendetektor weiterhin mit Skepsis
Bundesgerichtshof verhandelt über Zulässigkeit von Polygraphen in Strafverfahren/Urteil vertagt" Berl Ztg 16.9.98 S. 5

"Der Testperson ein schlechtes Gewissen machen
Wahrheit und Unwahrheit kann auch der Lügendetektor nicht messen/Fragetechnik des Psychologen" FAZ 16.9.98
S. 12

"Richter durchleuchten Lügendetektor
BGH befaßt sich mit der Zulassung von Polygraphen im Strafprozeß" SZ 16.9.98 S. 11

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"BND-Buch drohen Schwärzungen
Fünf Prominente Journalisten wollen gerichtliche Schritte gegen das Buch des BND-Experten Schmidt-Eenboom erwirken

Böse Geheimdienste
Der frühere SPD-Minister von Bülow wirft BND und CIA kriminelle Machenschaften vor" taz 16.9.98 S. 6

"Schwere Vorwürfe gegen den BND
Ex-Minister: Dienst arbeitet mit kriminellen Methoden" BerlZtg S. 6

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